Frankfurt am Main, 04.04.2020

Liebe Gemeinde der noch nicht Erleuchteten,
Das Belgische WM Studio hat eine Mission und wir freuen uns, dass ihr uns auf diesem Weg begleiten wollt. Es werde Licht. Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar, wie Paul Klee zitiert wird. In diesem Kontext ist auch das Zitat von Frau Fehl zu sehen, der da angesichts des Gerichtsvollziehers meinte: „ich mach mich erstmal unsichtbar“. Sichtbar ist sein Werk auf alle Fälle geblieben. Wir wollen heute mit unserer kleinen Vorstellungsreihe mit dem ersten und einzigen Selbstportrait des Malers, Bildhauers und Religionsstifters Frau Fehl beginnen, dass im internen Kreis bereits zu Diskussionen geführt hat. Um den Hintergrund des Künstlers zu beleuchten, muss vielleicht erwähnt werden, dass Sex sich wie ein spermiger Faden durch seine Schaffenswelt zieht, so veröffentlichte er vor 20 Jahren seine CD „Sex ist mein Hobby“, die den Höhepunkt einer eher suboptimalen Schlagerkarriere bildete (einige Restexemplare können noch bestellt werden). Weiterhin bleibt noch zu erklären, dass er weit davor, Mitte der Siebziger, von radikalen politisch Strömungen hin- und hergewirbelt, den Abflug nach Beirut zu einem PLO Ausbildungscamp nur deswegen verpasste, weil seine Freundin die Knoten seiner Fesseln nicht mehr rechtzeitig aufkriegte. Dies sind möglicherweise Hinweise auf Sichbares, Erklärungen sollte der Betrachter aber in sich selbst suchen, eruptiver Assoziativität nicht den Weg verstellen, ja, selbst der zarten Planze aufkommenden Widerwillens, Trotz, Rebellion den Dünger nicht verwehren. Ja, nun ist der wache Kunstfreund gefragt, alles auf sich einwirken zu lassen, zu zaudern oder voran zu preschen, zu schreien oder stumm zu kauern. Oder ist das schon das Virus?
Wir bedanken uns für deine Aufmerksamkeit
Das Belgische WM Studio

Frankfurt am Main, 10.04.2020
*** DAS BELGISCHE WM STUDIO – KARFREITAGSLITURGIE ***
Liebe Gestrandete des Virus,
wer gedacht hat, das war´s, hat falsch gedacht, nein, es ist noch nicht alles gesagt, getan, verwurstet. Weil die Wurst zwei Enden hat, können wir auch nie zu einem Ende kommen. Hä? Ostern steht vor der Tür, wieder eines dieser vom Christentum okkupierten heidnischen Feste, garniert mit faulen Eiern, falschen Hasen und blutrünstigen Folterszenarien, die bei mir schon als Kind die Ahnung eines mühevollen Daseins genährt hat. Hätten mir in der Pubertät die Fürsten der klerikalen Finsternis, die lüsternen Dekane und erzbischöflischen Teufelsanbeter nicht die Sicht auf den wahren Ursprung dieser Festivität, dem Neubeginn nach dunkler Winterzeit mit halbnackten Fruchtbarkeitsgöttinnen und allerlei frivolen Gedöns, verstellt, ich wäre heute vielleicht … der Papst? Hätte, hätte, Elferwette. Wusstet ihr, dass Eierlikör halluzinogene Substanzen enthält. Da hätte mich mal einer warnen können. Zu spät. So manche Einsicht kommt zu spät, aber ich möchte euch nicht mit verpassten Gelegenheiten langweilen, ich möchte vielmehr in diesen schweren Zeiten die Schuld der gesamten Menschheit auf mich nehmen und aus meinem vollgesabberten Mundschutz hinausrufen in die Welt:
Hurz!
Der Worte sind genug gefallen, wir wollen nun unsere kleine Vorstellungsreihe zur Sichtbarmachung des Unsichtbaren fortsetzen. Das angehängte Gemälde, passend zu Karfreitag, trägt den Titel: Schweinehälften im grünen Salon. Es wird wie immer um angeregten Meinungsaustausch gebeten.
Die allerdicksten Ostereier und bleiben Sie gesund am Start.
DAS BELGISCHE WM STUDIO und Ihne Ihre Frau Fehl

Frankfurt am Main, 16.04.2020
*** DAS BELGISCHE WM STUDIO – FORTSETZUNG DER SERIE – WOHIN FÜHRT DER WEG? ***
Liebe Kunstfreunde, liebe Maskenballer,
reicht mein viel zu kleines Bat Man Kostüm noch aus als Atemschutzmaske, oder muss ich an meine Staubsaugerbeutelvorräte ran? Es sind Fragen. von denen ich mir nie erträumt hätte, sie jemals stellen zu müssen. Obwohl, ich hätte auch nicht gedacht, mich sagen zu hören: Darling, ich dachte, dein Mann ist auf Geschäftsreise … Was will der Autor damit sagen? Es gibt immer wieder neue Herausforderungen und du hast beileibe noch nicht alles gesagt (und nicht jede Geschäftsreise führt zu erfolgreichen Geschäftsabschlüssen). In der Kunst ist der Moment eingefangen, die Fragen stellt der Betrachter, die Antworten können uneindeutig sein, im Ergebnis sollten alle Beteiligten für eine gewisse Zeit entrückt sein, vielleicht sogar verrückt. Der Künstler geht da schon mal mit gutem Beispiel voran. Also, ins Entrücktsein, nicht in irgendwelche ehelichen Schlafzimmer. Ihr seht, meine Freunde, ich bin etwas konfus, möglicherweise küsst mich die fortschreitende Isolation mehr, als die für Inspiration zuständige Muse. Musenkurzarbeit. Wie dem auch sei, das hier ausgestellte Werk trägt den Titel LUEGO, spanisch: danach, 1m x 1m, Acryl auf Leinwand. Ist es jener bewusst uneindeutige Augenblick den die maskenhaft Rötliche in eine eindeutige Erklärungsnot brächte. Entscheidet selbst, oder noch besser, erwerbt dieses Werk auf der nächsten Ausstellung und hängt es ins eheliche Schlafzimmer. Der Künstler bietet ausserdem an, für ein überschaubares Entgelt Schutzmasken zu verschönern (siehe Beispiel).
Ich bin überzeugt, wir sehen uns eines schönen Tages wieder von Angesicht zu Angesicht und fangen gemeinsam die Momente ein, die es zu fangen gilt.
DAS BELGISCHE WM STUDIO und Ihne Ihre Frau Fehl

Frankfurt am Main, 29.05.2020
Nein, es ist noch nicht zu Ende, liebe Virologen und Coronesen, und auch ihr, meine lieben Kunstfreunde und Liebhaber / -innen sollt wissen, wir machen weiter! Nach kurzer schöpferischer Pause meldet sich hiermit DAS BELGISCHE WM STUDIO, der Bund Reifer Liebhaber und Frau Fehl zurück mit folgenden Themen:
- Einladung zur Ausstellung „Mujeres“, mit Werken des Desinfektionskünstlers Frau Fehl, am 17.06.2020, Einlass 17:06, in den Räumen Blue Lines Backline Rental, Sontraer Str. 13, 60386 Frankfurt am Main. Es wird quasi die Fortsetzung des Sektempfangs vom 18.03.2020 sein, welcher ja schon damals scharf am Rande der Legalität vorbeischrammte und wo viele sich nicht getraut hatten, dieser Risikogruppe beizutreten. Geplant ist eine grosses Würfelspiel mit menschlichen Spielfiguren im Mundschutzmodus, die sich auf markierten Bahnen durch die Ausstellung würfeln (Mensch ärgere dich nicht). Ziel des Spiels ist das Erreichen der Bar, wo der Mundschutz fällt und die bereitgestellten Desinfektionsmittel hemmungslos weggesoffen werden.
- Ein weiterer Aspekt der Veranstaltung ist die Präsentation unserer neu eingerichteten Veranstaltungsräumlichkeiten. Der ein oder andere wird die Räume bereits als vielseitige Event – Location, Seminar - oder Reharsal - Studio kennengelernt haben, ab sofort ist durch Einbau entsprechender technischer Details die Nutzung als professionelles Fotostudio möglich. Desweiteren eignen sich die Flächen wunderbar für Kunstausstellungen, usw. Es ist für Firmen der Veranstaltungsbranche eminent wichtig, die wegen der Krise quasi keine Umsätze mehr erzielen können, da entsprechende Zusatzmöglichkeiten zu finden. Prospektmaterial wir angehängt.
- 17.06.1953 – da war doch was. DBWMS würdigt noch einmal den wahren Tag der deutschen Einheit, an dem 1953 in der DDR der Widerstand vieler Werktätiger gegen die zunehmenden Repressalien des SED Regimes blutig niedergeschlagen wurde. Stattdessen haben wir jetzt den 03. Oktober als Ersatz, ein Datum, das sich um den Besuch einiger fokuhila – frisierter Südfrüchteliebhaber in gebleichten Jeans rankt, die zu allem Überfluss immernoch da sind. Na, herzlich willkommen!
- Katastrophe! Die Krise hat den Bund Reifer Liebhaber erreicht. Zum einen musste bei einer kürzlich erfassten Bestandsaufnahme konstatiert werden, dass einige Mitglieder erheblich aus der Form (Übergewicht, schlechte Garderobe, insolvent, etc.) geraten sind, und somit kaum noch bedenkenlos vermittelt werden können, zum anderen ist vielen bewusst geworden, dass sie ja selbst zur Risikogruppe gehören und verharren seither in häuslicher Quarantäne. Es musste daher ein Umdenken eingeleitet werden: Der BRL sucht ab jetzt junge Frauen, die für seine Mitglieder einkaufen gehen. Der Begriff „junge Frauen“ wurde dabei durchaus unterschiedlich interpretiert, die einen legten sich auf ein charmantes „unter 60“ fest, die anderen gaben ihrem Wunsch nach studentischen Hilfskräften (Vorexamen) Ausdruck. Helft uns, ihr tapferen Mädels. Danke schon mal im voraus.
Ihr seht, meine Freunde, es gibt viel zu tun, der Fisch ist noch nicht geputzt, der Kampf geht immernoch weiter und, ob jetzt der Hase im Pfeffer, oder der Hund begraben, wer auch immer vor der Apotheke kotzt, ich hab das alles eh nie verstanden, aber macht nix. Wir sehen uns hoffentlich bald in desinfizierter Frische um neue Projekte an die Kirchentür zu nageln.
Ihne Ihre Frau Fehl

Frankfurt am Main, 27.07.2020 (merkst du schon was)
Liebe Follower, heute meldet sich mal wieder euer Lieblingsinfluenzer aus dem beschaulichen, wenn auch weiterhin pandemisch überschatteten Sommerloch. Dennoch, es stehen unbeantwortete Fragen im Raum, Fragen die ihr euch möglicherweise noch nicht gestellt habt ( ggfs sogar nicht mal stellen würdet). Zum Beispiel, wann findet eigentlich die alljährliche Gartenausstellung von Frau Fehl im Seckbacher Bitzweg statt. Nun, diese Frage kann beantwortet werden. Es ist ja so, dass ich kurioserweise seit dem 17.06. eine Dauerausstellung in den Räumen meiner Firma unterhalte, da der Betrieb im Zuge der Koronakacke quasi lahmgelegt ist. Das Gute daran ist, wer es noch nicht gesehen hat, kann sich jederzeit mit mir zu einer Besichtigung verabreden. Ein entsprechendes Hyänekonzept wurde ausgearbeitet. Wie ihr seht, bin ich mir weiterhin für keinen Kalauer zu schade und lade euch diesmal spontan zu keiner gewöhnlichen Gartenausstellung, sondern einem Feuerwerk der guten Laune, einem Festival des kultivierten Humors, einer Explosion des kreativen Irrsinns ein. Kurz gesagt, es gibt Kaffee und Kuchen, Bratwürste und Kaltgetränke:
Sonntag, 16. August 2020, ab 15:00 (open end), Garten im Seckbacher Bitzweg ein. Die Meisten kennen den Weg, ansonsten einfach anrufen, dann wird eskortiert 0171 3874668 …
Das Motto der Veranstaltung lautet: „Merkst du schon was?“ Den Hintergrund dieses Mottos muss ich vielleicht kurz erläutern. Unlängst hielt ich mich kurzzeitig in Bayern im Raum München auf, auch um dem in meiner Heimat zunehmend um sich greifenden Diktat der fleischlosen Ernährung für einen Moment zu entfliehen und ungehemmt dem Genuss von Schweinsbraten und Leberkassemmeln zu fröhnen. Dabei trug es sich zu, dass meine Lebenspartnerin Frau Karin B. eines Abends in vertrauter Runde überraschend den Genuss einer zufällig mitgeführten Mindermenge eines THC haltigen Rauschmittels zur Diskussion stellte. Die Einheimischen wichen zunächst erschrocken zurück, da in ihrem Kulturkreis die Verwendung entsprechender Rauschmittel gewöhnlich mit schariaähnlichen Sanktionen (Ertränkung in Festbier, sogenanntes Bierboarding) belegt werden, konnten jedoch letztendlich durch angemessene Sicherheitsvorkehrungen (entfernen von Rauchmeldern, Verdunkelung) zum Verbleib überredet werden. Doch damit war die Sache noch längst nicht in trockenen Tüchern. Durch das Fehlen versierter Sedierungsexperten (Althippies, Grateful Dead Gitarristen, Dauerkiffer, schamanischer Ausdruckstänzer, etc…) gestaltete sich der Vorgang komplizierter als gedacht, das hinzuziehen einer zufällig vorhandenen tibetischen Klangschale erwiess sich als wenig zielführend. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über das Wie und Mit Was und Wer Überhaupt, da die Gruppe in reiferem Alter, ich möchte den Damen gegenüber nicht uncharmant erscheinen, den Vorgang der sachgemässen Verkostung von Cannabisprodukten nur noch aus der entfernteren Erinnerung zu rekonstruieren in der Lage war (Rentner erinnern sich). Eins war sofort klar, der komplexe Vorgang zum Aufbau eines sogenannten „Joints“, einer zigarettenähnlichen Papiertüte zum abbrennen hoffnungsbeladener Substanzen meist dubioser Herkunft, der in verschiedene präzise Produktionsstufen (Raumfahrttechnik) aufgegliedert ist, erfordert eine entsprechende handwerklich – gestalterische Fähigkeit, bzw. abgeschlossene Ausbildung in feinmechaniknahen Berufbildern (schweizer Uhrmacher, etc…). Die Wahl fiel auf mich, da ich zumindest optisch zur Zeit das Erscheinungsbild von freier Liebe und bewusstseinserweiternder Drogen wiederspiegele, möchte allerding anmerken, dass ich mich ggfs., wenn überhaupt, in der freien Liebe wiederzufinden vorstellen könnte. Um die Angelegenheit jetzt abzukürzen, es gelang ein in Form und Farbe halbwegs passables Rauchutensiel (Dreiblattmethode), was mich emmotional augenblicklich in die Vergangenheit katapultierte, ohne einen einzigen Zug genommen zu haben. Twix hiess wieder Raider. Unter grossem Jubel der anwesenden Missbrauchsgemeinde wurde der zu missbrauchende Stoff dann reihum hüstelnd inhaliert, flankiert von leicht hysterischem Gekicher und Gefeixe, bis endlich der alles entscheidende Satz fiel, der Satz der die Öffnung der Bewusstseinspforten ankündigte, der uns auf die neue Ebene hob, eins mit Buddha, Ho Tchi Minh und Hans Joachim Kulenkampff: „Merkst du schon was?“ Tränen standen in meinen Augen. Ja, liebe Freunde, ich merkte was, obwohl ich immer noch keinen Zug genommen hatte, und ich merke heute noch was, und hoffe, dass ich weiterhin was merke, dann wird alles gut. Aus Dankbarkeit für diesen unerwarteten spirituellen Seitensprung werde ich am 16.08.2020 meine erste echte Levis mitbringen (Ja, die hab ich noch!) und „House Of The Rising Sun“ zum Vortrag bringen. Vielleicht finde ich auch noch ein paar Bilder aus den Siebzigern. Wenn ihr wollt, bringt doch eure Stirnbänder, Wasserpfeifen, Shiloms oder Tablas mit. Es bleibt unter uns …
Und nicht vergessen, meine Ausstellung in der Sontraer Str. 13 kann auf Verabredung besucht werden.
Demnächst gibt’s wieder mehr zum Bund Reifer Liebhaber
Ihne Ihre
Frau Fehl

Frankfurt am Main, 11.12.2020 (der Schnelltest)
BREAKING NEWS: ES WEIHNACHTET TROTZ ALLEM
Halleluja, hier spricht euer Lieblingskulturversorger, es ist ein Keim entspungen, still und starr steht der Knock Down, ein Kind ist ausserdem geboren, irgendwo im besetzten Westjordanland, und die heiligen drei Trunkenbolde:innen interessiert das schon lang nicht mehr, die sind der ausser Kontrolle geratenen Political - Correctness zum Opfer gefallen. Ja, liebe Gemeinde (merkt ihr, ich habe einen Hang zur Predigt, ohne Zölibat wäre mein Lebensweg vermutlich anders verlaufen!), es ist anders als wie sonst, wo noch unser primäres Interesse einer fetten Gans galt, die friedvoll im Backofen dümpelte, während Has und Rehlein sich vergnügt im verschneiten Winterwald tummelten und der grosse alte Mann mit dem weissen Bart in seinem Coca Cola – Laster vorbeidonnerte. es ist anders geworden diese Jahr, und niemand weiss, ob es noch mal so sein wird wie früher (Stossseufzer). Früher roch die Küche nach frisch gebackenen Plätzchen und alle waren emsig bemüht, die Präsente zu verpacken, um sie dann sogleich im alljährlichen Familienmassaker den allerliebsten Anverwandten um die Ohren zu hauen. Doch heute geschieht gar Merkwürdiges am vorweihnachtlichen Küchentisch, es ist ein neuer gespenstischer Ritus in unsere Stuben eingekehrt, befeuert von christlicher Nächtenliebe, der Apothekenumschau, dem RKI und den Apokalyptischen Reitern:
der Corona - Schnelltest.
So trug es sich auch an meinem Küchentisch zu, dass sich eine verantwortungsbewusste Kleingruppe zusammen fand (Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich mein Leben z.Zt. im wesentlichen auf den Küchentisch beschränkt), um den weihnachtlichen Besuch im elterlichen Haushalt mit der erforderlichen gesundheitlichen Sorgfalt zu versehen. Das ist löblich. Dazu wurde ein medizinisch hochqualifizierte, dem engeren Familienkreis zugehörige Fachkraft hinzugezogen, welche dem Prozedere die angemessene hygienische Seriösität verleihen sollte. Wer konnte erahnen, welch erschütternde Szenen sich hernach abspielen sollten. Doch nun erst mal der Reihe nach. Um ein ausreichendes Mass an Privatsphäre zu wahren, werden die handelnden Personen verschlüsselt genannt, es reüssieren da also im einzelnen eine medizinische Kapazität, im folgenden Dr. M (M wie Mabuse) genannt, die Schwestern B, nachfolgend Schwester K und Schwester M genannt und meine Wenigkeit, den UB (unabhängigen Beobachter). Am Nachmittag des 23.12. traf Dr. M in meiner Küche ein und warf lässig einen Karton auf den Küchentisch und verlieh seinem Bedürfnis Ausdruck, einen Cognac zu sich nehmen zu wollen, es sei ein Scheisswetter draussen, ein Scheisstag auf der Arbeit, er habe eine Scheisshalsentzündung, und auch sonst und überhaupt... Vom Erscheinungsbild erinnerte Dr. M eher an einen ukrainischen Lastwagenfahrer, behielt er doch während des ganzen Aufenthalts am Ort des Geschehens seine grobe Strickmütze und seine gesteppte Weste an. Ich kam der Bitte nach, goss 10fingerbreit gebrannten Weines in ein Glas, er goss zeitnah die 10fingerbreit in sich hinab, was seinen Operativmodus allmählich als wieder brauchbar erscheinen liess. Auch das zittern der Hände liess deutlich nach. Kurze Zeit später traf Schwester K ein, eine lebensfrohe gutgelaunte Philanthropin mittleren Alters, und verwandelte den Küchentisch in eine üppige Kuchentafel. Dr. M bemerkte in mürrischer Sachlichkeit, doch schon mal mit der angestrebten Testreihe beginnen zu wollen, da man schliesslich nicht jünger würde. Begleitet von einem kehligen Lachen, goss er sich die mittlerweile standartisierten 10fingerbreit nach. Anschliessend wurde der Karton ausgepackt. Der Inhalt mutete an, wie der eines Spielzeug – Chemiebaukastens billiger chinesischer Herstellung, was Dr, M keineswegs zu irritieren schien. Vielmehr klaubte er zielsicher einen etwa fingerdicken Stab aus der Verpackung, bliess die Kuchenkrümmel vom Tisch, und meinte diabolisch: na, dann wollen wir mal! Die gute Laune der Philanthropin war inzwischen einer gespannten Erwartung gewichen, ich bot mich an, heisses Wasser zu kochen, weil ich das schon des öfteren in amerikanischen Spielfilmen bei zumeist unüberschaubaren medizinischen Situationen gesehen hatte. Dr. M winkte ab. Er visierte ein Nasenloch Schwester Ks an und versenkte ohne Vorwarnung den kompletten Stab in ebenjenem. Schwester Ks Pupillen wanderten augenblicklich aufeinander zu, die Finger krallten sich an der Stuhlkante fest und es entwich ein dumpfes Geräusch ihren zusammen gekniffenen Lippen, etwa so wie „mmmgrmpfff“. Fluchs zog der routiniert wirkende Mediziner den Stock aus der Nasenöffnung und bemerkte dabei beiläufig, dass so ein Zinken von der Grössenordnung her für dieses Verfahren wunderbar geeignet sei. Schwester Ks Kopf klappte mechanisch zur Seite, ein feiner Speichelfaden suchte sich seinen Weg aus ihrem Mundwinkel. Ich glaubte ein leises Wimmern zu hören, aber das wurde sogleich vom 10fingerbreit Einschenkgeräusch übertönt. Schnell flösste ich der immernoch paralysiert wirkenden K ein halben Liter echt italienischen Espresso (12 € / Pfund) ein, was auch unmittelbare Wirkung zeigte, so sprang und zuckte sie fortan wie ein Derwisch in der Küche umher, was ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild schon sehr nahe kam. Die inzwischen eingetroffene Schwester M bemerkte jedenfalls keine Auffälligkeiten. Erstaunlicherweise lief auch Dr. M hinsichtlich seines Weinbrandkonsums zu unerwarteter Form auf. Da träufelter er noch mit der rechten Hand diverse Substanzen seines Chemiebaukastens auf angeblich dafür vorgesehene Teststreifen, schon knallte er mit einer eleganten linken Rückhand den Teststab in die Nase der neu eingetroffenen Probantin. Respekt! Ja, so dachte wohl auch Probantin M, als ihr der Kopf in den Nacken schlug. Kurzzeitig assozierte ich Bilder, Szenen aus dem Schlachthof, das Rind, ein Bolzenschussgerät, grosse Augen, das Zittern des Körpers, wir nehmen noch wahr, wozu das Tier schon nicht mehr in der Lage sein kann, Schnaufen, Fallen, es gibt es nicht, dieses Aufbäumen, ein Mythos für Lebende die zum Sterben nicht bereit sind, nie bereit sein werden. Was Schwester M assozierte wissen wir nicht genau, zu schnell war alles vorbei, zu blass und schnaufend sass sie vor der Buttercremetorte. Ich entkorkte einen guten Roten, ich entkorke immer einen guten Roten wenn ich nicht mehr so recht weiter weiss. Als UB sah ich meine Funktion in diesem Moment deeskalierend einzuwirken. Meine Befürchtung, das Sprachzentrum wäre bei dem operativen Eingriff beeinträchtigt worden, erwies sich bei beiden Testpersonen als gänzlich unbegründet, eher das Gegenteil war der Fall, aber das lag möglicherweise auch an dem guten Tropfen. So entwickelte sich aus einer bedrohlichen Emergency – Room – Kulisse eine gelöste Afterwork – Atmosphäre. Schwester K wies nochmals in aller Deutlichkeit darauf hin, dass ihre Nase nicht zu gross sei und das der Lichteinfallswinkel bei gegenteiliger Bewertung eine entscheidende Rolle gespielt haben müsse. Dr. M träufelte weiter in seinem mobilen Labor herum, wobei ich mir heute nicht sicher bin, wieviel Weinbrand statt Nasensekret dabei getestet wurde. Einen weiteren Höhepunkt erlebte die fidele Runde mit der Bekanntgabe der Testergebnisse, die Dr. M feierlich von einem Zettel verlas, welchen er vorher sorgsam beschriftet hatte: 2x negativ, was ja positiv sei, wie er sogleich zu schwadronieren begann. Das ging dann allerdings im allgemeinen Jubel unter, rührende Szenen spielten sich ab, Menschen lagen sich in den Armen, es wurde gesungen und getanzt, ein polnischer Lastwagenfahrer aus der Nachbarschaft brachte 2 Flaschen Wodka und seine Schwägerin vorbei und initiierte im Laufe de Abends eine Polonaise nach der anderen. Tief in der Nacht kollidierte Dr. M beim Versuch einen Kasatschok zu tanzen frontal mit dem Küchenschrank, und fuhr daraufhin desillusioniert mit seinem SUV nach Hause, die Polen feierten bereits in einer anderen Wohnung, Schwester K beteuerte weiterhin, ihre Nase sei doch ganz normal, Schwester M war unauffindbar (vermutlich bei den Polen) und ich litt unter BM (bleierne Müdigkeit), ein Leiden, das mich in letzter Zeit immer öfter befällt. Ja, wie es sich für eine Weinachtsgeschichte gehört, endete alles im Guten, die Schwestern B durften ihre Eltern besuchen, Dr. M hatte dem Hippokratischen Eid zu weiterem Glanz verholfen, ich hatte vielleicht was für mein Karmakonto getan, aber auf jeden Fall freue ich mich auf eine stille Nacht und dass vielleicht demnächst in meiner Küche geimpft wird, ich hätte da noch diesen russischen Impfstoff …
Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und möchte mich vor allem bei jenen bedanken, die trotz widriger Umstände zu meinen letzten Ausstellungen gekommen sind, und mir doch Einiges an Gemälden und Skulpturen abgekauft haben. Das hilft!
Im Anhang ist wie jedes Jahr meine selbstgebastelter Weihnachtsgruss aus der Badewanne. Haltet die Ohren steif und alles, was man ggfs. noch so steif halten sollte.
Ihne ihre
Frau Fehl

Frabnkfurt am Main, 12.12.2020
BREAKING NEWS: FRAU FEHL MACHT AUS DEM LOCK DOWN EINEN LOCKRUF
JA, und nochmal JA, liebe Coroninnen und Coronesen, da bin ich wieder, am Sonntag steigt der erste Teil des Kunst Weihnachtsbasars zur Aufbesserung meiner stark defizitären Finanzlage. Da wird jetzt der ein oder andere fragen, wie macht er das in dieser prekären Lage, wo doch alle anderen in familiere Isolation verbannt werden. Das kann ich euch verraten, das liegt an dem bahnbrechenden Hygiene- und Sicherheitskonzept, dass ich in einsamen Stunden einer selbstauferlegten pandemischen Kerkerhaft entwickelt habe und dass mir zu Recht den Beinamen „der Söder von Fechenheim Nord“ eingebracht hat. Getreu dem Motto „Starker Wille wider die Bazille“ werden bei mir die bisherigen offiziellen Massnahmen noch einmal getoppt. Also, Mundschutz und Abstand ist klar, Papiertüten liegen auch noch bereit (siehe Foto vom März), dazu kommen noch sogenannte Aerosolstopper zum Einsatz, die durch das regelmässig mikrofeine Versprühen von Himbeergeist und Slivovitz in die 1,5m Abstände zwischen die Besucher jedem Erreger keine Chance geben. Desweiteren, und das ist sensationell werden Impfungen angeboten. Mein russisches Inkassounternehmen konnte mir ein kleines Kontingent eines Serums mit dem Namen все ушли zum Vorzugspreis beschaffen, mit dem Hinweis, dass Putins Tochter das auch genommen habe und seitdem ununterbrochen Party mache. Selbstverständlich werden Corona-Schnelltests zum Schnäppchenpreis zur Verfügung stehen und ein karibischer Voodopriester das Virus mit einem Bann belegen. Das ist weit mehr an Sicherheit, als der Kaufland Markt nebenan anbietet, und der hat die ganze Zeit schon auf. Desweiteren wird die Ausstellung als kirchlicher Gottesdienst deklariert, um auch in dieser Richtung keine Infektionslücke zu lassen. Götter können je nach Wunsch beim Veranstalter angemietet werden. Also, ihr seht was geht, und warum nicht mal ein bisschen Kunst als Weihnachtsbotschaft, hier nochmal die Daten:
13. und 20.12.2020 (Advent, Advent), 14.00 – 20.00 Uhr, Weihnachtsbasar in der Galerie DAS BELGISCHE WM-STUDIO (bei Blue Lines, Sontraer Str. 13, 60386 Ffm). Wer nicht zu diesen Terminen kann, es gibt auch die Möglichkeit zur telefonischen Verabredung an anderen Tagen.
Meine persönliche Lieblingsfotokünstlerin, Frau Berneburg, wird auch erscheinen und die Ergebnissen ihrer Umfrage zu den 3 Fotos präsentieren.
Kleiner Anreiz: wer im geschlossenen Tiefseetaucheranzug erscheint, bekommt ein Orginal Frau Fehl Gemälde geschenkt!
Ihne ihre
Frau Fehl

Frankfurt am Main, 19.12.2020
BREAKING NEWS: FRAU FEHL MACHT SICH LOCKER GEDANKEN
Liebe Gemeinde der kreativen Erleuchtung, zunächst einmal möchte ich mich bei der zahlenmässig überschaubaren, jedoch intellektuell umso herausragenderen Besucherschaft meiner kleinen Kulturinitiative herzlichst bedanken, haben sie doch für eine spürbare Abschwächung meiner monetären Talfahrt gesorgt, abstandsmässig voll daneben (voll im Sinne von 1,5 m) und hygienetechnisch vorbildlich verschleiert. Chapeau. Nun, die Gesamtsituation hat sich für morgen kaum verbessert, obwohl ich plane, Jim Beam und Bommerlunder zusätzlich zu versprühen. Nun gut. Fragte ich doch neulich meine favorisierte Bäckereifachverkäuferin ob die zu erwartenden verschärften Coronamassnahmen Konsequenzen für den Erwerb meines allmorgendlichen Cappucinos nach sich ziehen würden, was diese erheitert, ja fast empört mit der Begründung zurückwies, sie sei doch Versorger. Ein warmes Gefühl mütterlichen Betreutwerdens durchflutete meine pandemisch desperate Gefühlswelt. Sogleich wollte ich herausrufen, das bin doch auch, meine Verehrteste, das bin ich auch! Versorge ich nicht auch das Gemeinwesen mit den elementarsten Nährstoffen eines wachen Geistes, einem wichtigen Labsal für die empfindsame Seele, dem Biobrot einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft: KULTUR. Ich rief es dann doch nicht, sondern bestellte einen Croissant und verliess eilends die Bäckerei. Man muss vorsichtig sein in diesen Tagen, wo an jeder Ecke ein Altmaier oder Spahn lauern könnte, der mit dem Finger auf dich zeigt und sagt: du unverantwortliche Drecksdesinfektionsverweigererkommunistensau. Unvermittelt begann ich zu rennen und kam schweissüberströmt zu Hause an, wo ich stundenlang meinen verseuchten Körper in Domestos einweichte, bis auch ich sicher war, jegliches Aufkeimen von Renitenz im Keim erstickt zu haben. Düsternis legt sich über mein Badezimmer, da trat ein Engel aus dem Alibert hervor und sprach: Zusammenkünfte von Glaubensgemeinschaften zur gemeinschaftlichen Religionsausübung sind unter Einhaltung der Corona-Kontakt- und Betriebsbeschränkungsverordnung der hessischen Landesregierung zulässig. Bingo!
20.12.2020 , 14.00 – 20.00 Uhr, Schwarze Messe in der Galerie DAS BELGISCHE WM-STUDIO (bei Blue Lines, Sontraer Str. 13, 60386 Ffm). Als beschränkter Kontakt per Liveschaltung dabei: der Fürst der Finsternis Ozzy Osbourne. Es dürfen auch Bilder und Skulpturen von Frau Fehl erworben werden. Wer nicht zu diesen Terminen kann, es gibt auch die Möglichkeit zur telefonischen Verabredung an anderen Tagen.
Meine persönliche Lieblingsschamanin, Frau Berneburg, wird auch im Nebel erscheinen.
Ihne ihre
Frau Satan

Frankfurt am Main, 13.01.2021
Liebe Freunde, Kulturschaffende, Infizierte, ich möchte die Gelegenheit ergreifen und noch ein paar Worte zum gestrigen Event „Sektempfang“ verlieren. Wie Viele vielleicht nicht wissen, werden Veranstaltungen von Frau Fehl und „Das Belgische WM Studio“ grundsätzlich nicht abgesagt, es sei denn, der Veranstalter verstirbt. Aber selbst das ist nicht bindend. Da lag gestern das Dilemma, einerseits verlangte Mutti: ihr bleibt alle daheim, andererseits rief Frau Fehl: kommt zu mir, trinken. Um eins klar zu stellen, wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, die Situation ist sehr speziell und fordert uns heraus. So haben auch wir auch lange diskutiert, welche Massnahmen die richtigen wären, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gäste in vollem Umfang zu gewährleisten. Der Vorschlag eines Betriebsangehörigen von Blue Lines (will namentlich nicht genannt werden) die Veranstaltung kurzerhand in einen „Sexempfang“ umzuwandeln, war nach kurzer erregter Aussprache erledigt. Da der fragliche Mitarbeiter sich bereits bei einem lokalen Etablissement über die Preisevorstellungen der entsprechenden Fachkräfte informiert hatte und man sich dort keinesfalls auf eine Diskussion über Corona – Rabatte einlassen wollte, war das Thema auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten vom Tisch. Vielmehr sollte sich unser Augenmerk auf konventionelle Methoden der Prävention richten. Ein technisch versierter Bekannter aus unserem Umfeld bot sich an, mit Hilfe mehrerer handelsüblicher Babyphone und etwas Klingeldraht ein zuverlässiges Abstandsmeldesystem zu löten, welches in der Lage sein sollte, mittels eines fiesen Warntons die Unterschreitung des Sicherheitsabstandes der Gäste von 2m zu signalisieren. Auf den berechtigten Einwand, das wäre doch nur ein Riesenradau, aber kein wirksamer Schutz, zeigte er sich leicht pikiert und erklärte, dass er eh nicht kommen würde. Bei dem Vorschlag, man könne durch runterladen einer sogenannten Panda App sich gezielt mit dem Robert Koch Institut, dem Bundeskriminalamt und dem Hessentagsbüro gleichzeitig vernetzen, um somit die Ausbreitungswahrscheinlichkeit des Virus in einem Umkreis von ca. 500m um das jeweilge Smartphone oder Bad Vilbel ermitteln, erschien es mir doch angezeigt, die allzu medial affinen Kollegen auszubremsen. Zu guter letzt konnten wir uns dann auf eine wirtschaftlich wie volksgesundheitlich gleichermassen effektive Lösung, das Produkt eines bodenständigen, nachhaltigen Bio - Tech Unternehmens einigen: den Klotzkopf Biosekret – Absorber 2 mit Sicherheitslasche. Wie sie auf den beigefügten Fotos unschwer erkennen, war die Veranstaltung damit ein voller Erfolg und gleichzeitig unser soziales Gewissen mehr als beruhigt. Nichtsdestotrotz werden wir den Empfang zu gegebener Zeit wiederholen, wenn sich die Lage entspannt hat.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit
Ihne Ihre Frau Fehl

Frankfurt am Main, 17.02.2021 (UVEDI)
Frau Fehls Newsletter für Systemrelevante, Nicht-Systemrelevante und die Gouvernante
Hallo und Hellau, da bin ich wieder, das neue Jahr ist schon in vollem Gange, wohin es uns führt, weiss zur Zeit keiner so richtig, aber ihr kennt mich, ich versuche gerne zu helfen, Halt und Orientierung zu geben, Licht ins Dunkel zu bringen, und mir ist manchmal einfach langweilig. Eigentlich wollte ich es dieses Jahr ruhig angehen lassen, ein bisschen Sex, ein bisschen Alkohol und ein bisschen Rock`n`Roll, klingt nicht aufregend, ist es auch nicht, doch dann kam alles anders. Ich weiss nicht, ob es schon jemand bemerkt hat: es wird geimpft! Heimlich, still und leise. Zuerst die Alten, dann das Personal, dann die Haustiere... Impfen, die neue Fackel der Hoffnung, der Aufschwung, die Wende zum Guten und Schönen, das Ende des Tunnels, endlich! Und dann irgendwann, nächstes Jahr vielleicht, wenn sich möglicherweise ein völlig neues Virus etabliert hat, wie das rheinhessische RUCKIZUCKI 395 oder die niederrheinische ALAAF 88 Mutation, ja, dann werde auch ich, der Nicht – Systemrelevante, bei den Glücklichen sein und schunkelnd meinen Impfpass in die Höhe halten. Ja Ja, da schwingt schon etwas Bitterkeit mit, doch ist das nicht verständlich nach all den Entbehrungen und Verharren im kulturellen Homeoffice unter dem Diktat des hemmungslosen Digitalismus. Mein Leben ist vollständig online, bin ich offline, bin ich tot. Vielleicht liegt´s ja am Karneval oder dem, was davon übrig geblieben ist, vielleicht zeigen sich schon die ersten gesellschaftlichen Verwerfungen der Corona-Krise bei mir, vielleicht bin ich auch der langen Winternächte in finsteren Quarantänekeller überdrüssig, irgendwie hab ich das Gefühl, es geht nicht so richtig voran.
Gut, bei einigen schon. Begegnete mir doch neulich des späten Abends eine Gruppe älterer Menschen auf der Strasse, heute würde ich sagen, eine Rotte marodierender sogenannter „best-ager“ (Alter geschätzt zwischen 75-95). Ich wechsele normalerweise vorsichtshalber die Strassenseite, wenn ich solche Rudelbildungen vergegenwärtige, da diese zur Zeit erstens eher selten auf der Strasse anzutreffen sein sollten und daher per se verdächtig sind und zweitens johlende und offensichtlich angetrunkene Gruppen erfahrungsgemäss zu schwer kalkulierbaren Stimmungsschwankungen im kommunikativen Bereich neigen. Entweder ein eklatantes Versagen des Instinkts oder Vernebelung desselben durch naive grosselterlich beeinflusste Prägung, ich weiss es nicht, in diesem Fall blieb ich unglücklicherweise auf meinem Weg, was sich umgehend als Fehler herausstellte. Einige der Herrschaften trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Aus dem Weg, ich bin geimpft“, fast alle trugen die Schutzmasken über den Genitalbereich drapiert. Ein erstaunlich flinkes Exemplar der betagten Hassadeure versuchte mir den Weg abzuschneiden und visierte mit dem Rollator meine Beine an. Ich schlug einen Haken, wechselte die Richtung, gerade noch rechtzeitig, um einem scharf geworfenen Gebiss auszuweichen, welches mein linkes Ohr minimal streifte und danach krachend und unter begeistertem Gejohle der Rowdies in einem öffentlichen Bücherschrank einschlug. Das war knapp. Mir war schlagartig der Ernst der Situation bewusst, kalter Schweiss perlte in kleinen Tropfen auf meiner Stirn, in meiner Erinnerung spielte sich alles wie in Zeitlupe ab, verzerrte zahnlose Stimmen, wabernd und furchteinflössend, Lichtreflexe, beige Übergangsjacken, Angst, mein Leben wie ein Film vor mir. Die Luft blieb mir weg, jemand versuchte mich zu würgen, es gelang mir mich zu befreien. Ich rannte los, besessen, wie in Trance, die Reste einer Inkontinenzwindel ausspuckend, ziellos, nur weg, weg … Nach einer gefühlt unendlichen Flucht durch die nächtlichen Strassen lehnte ich mich an irgendeine Hauswand, die Lunge brannte wie Feuer, mein Herz schlug stampfend den Hals hinauf, als wollte es sich für heute in den Feierabend verabschieden, Tränen liefen über meine Wangen, Tränen der Erschöpfung, in der Pfütze vor mir die Silhouette eines gebeugten alten Mannes, meine.
Warum erzählt er uns das, werden jetzt einige fragen, warum erzählt er uns, wie er neulich arglos an einem Altersheim vorbeiging, auf dem Balkon eine ausgelassen feiernde Gruppe Weisshaariger, die ihn unvermittelt mit ungeöffneten Corona Bierflaschen bewarf und teilweise ihre falltigen Ärsche über der Ballustrade entblössten. Da werden jetzt einige sagen, das sind doch Einzelfälle, nicht repräsentativ, ohne Aussagekraft im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Aber ich sage euch, das sind die ersten Anzeichen, auch wenn ich noch nicht so ganz weiss, für was, Anzeichen, die Anlass zur Besorgnis geben und uns erhöhte Aufmerksamkeit abverlangen sollten. Nicht das hier der falsche Eindruck entsteht, ich möchte kein Senioren – Bashing betreiben, keinesfalls! Zum einen bin ich so erzogen, dass ich im Bus meinen Sitzplatz immernoch älteren Menschen anbiete, obwohl die mittlerweile oft jünger sind als ich, zum anderen wünsche ich niemandem, dass er die Radieschen von der falschen Seite sieht, bevor der allmächtige Gärtner ihn ablaufdatumbedingt zu sich ruft. Nein, meine Freunde, der Hase liegt doch ganz woanders begraben (oder im Pfeffer, oder war es der Igel, egal…). Es geht doch offenbar nicht voran, weil Angela, unser aller Mutter und Sonnenkönigin, dereinst ihren treuen Vasallen Jensi mit den Worten zur Apotheke schickte: „geh er hin zum Alchimisten und erwerbe eine Grosspackung des Zaubertranks, welcher mein darbendes Volk vom Siechtum befreie, aber hurtig, mein flinker Geselle.“ Hurtig ist natürlich Auslegungssache, jedenfalls ritt der treue Jensi los und kaufte ein für viele viele Golddukaten, doch längst nicht so viele, wie er gedacht hatte. Das freute ihn mächtig, lag aber offensichtlich nur daran, dass er bei seiner Bestellung eine Null vergessen hatte, statt der benötigten 80.000.000 Einheiten bestellte er 8.000.000. Hand auf´s Herz, kann ja mal passieren, soviele Nullen und nur ein Jensi. Da können wir eigentlich noch froh sein, dass die Angela nicht den Scheuer Andi, oder die Einkaufsabteilung der Bundeswehr losgeschickt hat. Was soll´s, die restlichen Impfdosen kommen schon noch, wenn nicht morgen, dann übermorgen, und zur Not hilft schnell mal der Russe aus. Wen wundert es angesichts dieser Entwicklung, dass dieser Tage immer mehr Meldungen von Impferschleichung aufploppen, diverse Verwaltungsangestellte im Gesundheitswesen halten einfach mal ihren Oberarm hin, wenn der offizielle Stecher seine Runde dreht. Ganz ehrlich, wer will es ihnen verdenken. Fühlen wir uns nicht alle im Stich gelassen, wir, die wir zur Elite dieses Landes gehören, ungeimpft und vergessen, wir, die wir alles gegeben haben für unser Land, die wir alle paar Jahre ein neues Auto kaufen, den Müll trennen, Helene Fischer ertragen, 2x im Jahr in Urlaub fahren, und und und … Die Liste der Verdienste ist lang, die Dankbarkeit erschöpft sich in abgedroschenen Durchhalteparolen. Haben wir das verdient? NEIN!
Damit ist jetzt Schluss! Wendet euch massenhaft an die UVEDI - die unabhängige Vermittlungsstelle für ethisch darstellbare Impfbeschleunigung. Es ist ganz einfach, schickt eine kurze Darstellung, warum ihr unbedingt sofort geimpft werden müsst, an die unten angegebene e-mail Adresse und ihr bekommt von uns eine handfeste Begründung dafür formuliert, wissenschaftlich fundiert, juristisch lückenlos und ethisch sowas von vertretbar. Die verschicken wir umgehend an das Ministerium für Gesundheit der Bundesrepublik Deutschland, Kennwort „Jensi“. Das wäre doch gelacht, wenn da nicht bald ein Impftermin für dich herausspringen sollte … Wir fordern ausserdem ultimativ, die Einkaufsabteilungen der grossen Discounter zur Impfstoffbeschaffung dienst zu verpflichten. Das hätte den Vorteil, es käme uns erheblich billiger und man könnte in deren zahlreichen Supermärkten Impfzentren einrichten. Wenn sich irgendwo beim Impfen eine Schlange bildet, kein Problem: „Dingdong, wir öffnen Impfzentrum 2 für Sie, wir öffnen Impfzentrum 2 für Sie“.
Ich muss jetzt zum Ende kommen, denn ich will heute unbedingt noch mit meinem fälschungssicheren Berechtigungsschein 1 für 6 Schutzmasken zur Apotheke, bevor der abläuft. Bleibt derweil gesund und vergesst nicht, am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorüber. Ich freue mich auf eure Initiative.
Ihne ihre
Frau Fehl
„UVEDI - unabhängige Vermittlungsstelle für ethisch darstellbare Impfbeschleunigung“
fraufehl@web.de - Kennwort „Jensi“
"Das Belgische WM-Studio" - Sontraer Str 13 - 60386 Frankfurt am Main

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